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Les Misérables erstmals in München - Drama auf der Bühne und hinter den Kulissen (Gärtnerplatztheater, noch bis 14.06.2024) |
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Über 130 Millionen Zuschauer in 53 Ländern können nicht irren. „Les Misérables“ („Die Elenden“, nach dem Roman von Victor Hugo, zur Zeit des blutigen Pariser Juni-Aufstands von 1832) ist ohne Zweifel ein echter Musical-Hit. Eine zu Herzen gehende Handlung, natürlich voller Drama (in München ganz besonders, dazu gleich mehr) und Songs, die in keiner Musical-Gala fehlen dürfen (und auch in keiner „Supertalent-Show“, denken Sie nur an die brave englische Hausfrau Susan Boyle, die sich mit „I have a Dream“ aufs Siegertreppchen sang und Karriere machte). Und weil der Rechte-Inhaber Cameron Mackintosh von London aus die Fäden jeder Inszenierung weltweit in der Hand hält, ist Top-Qualität bei Darstellern und Darbietung garantiert. Jeder Ticketkäufer kann sicher sein, dass deshalb auch im Gärtnerplatztheater „nix miserables“ gezeigt wird.
Im deutschsprachigen Raum waren "Les Mis" - die Fans sagen's so - seit Ende der 80er Jahre bisher nur auf wenigen Bühnen zu sehen. In jeder Stadt ein Mega-Erfolg. Nach zähen Verhandlungen und immer wieder Aufschiebungen war es dem Intendanten Josef E. Köpplinger gelungen, endlich eine München-Premiere auf die Beine zu stellen. Bei der Besetzung hat er sich leicht getan, verfügt das Haus am Gärtnerplatz doch über soviel hochkarätiges Personal, das der Regisseur die Qual der Wahl hatte. Ergänzt durch einige Gäste, die sich in der Musical-Welt bereits für die großen Rollen empfohlen haben, ist in jeder der nur 22 Aufführungen eine Sahnehäubchen-Cast zu erleben (alle Hauptrollen doppelt besetzt). Via Drehbühne geht‘s rund im Handlungskarussell - vom großen Drama, zur berührenden Liebesszene und gleich darauf zum launig-leichten Ensemblestück. Dort das triste Gefängnis, eine Viertel-Runde weiter die Stoff-Fabrik, in der die traurige Fantine leidet, noch ein Stück weiter und wir trinken ein Glas Wein bei den schmuddeligen Wirtsleuten Thénardier (Carin Filipcic und Alexander Franzen) und ihren zwielichtigen Gästen („Ich bin Herr im Haus“). Wenige Kulissen, dafür umso beeindruckende Licht-Stimmungen richten den Fokus ganz auf die Sänger und die Musik von Claude-Michel Schönberg.
Rund drei Stunden dauert der Musical-Traum, der allabendlich mit Standing Ovations für die rd. 70 Mitwirkenden endet - das Publikum springt mit dem Schlußton auf und stimmt in minutenlangen Beifall ein. Besonders cool verbeugt sich Gustav Knopp der Kinderdarsteller des „Gavroche“. Zuckerl für München: Koen Schoots hat aus der Bandfassung eine echte Orchesterfassung (für 41 Instrumente!) gemacht - das Staatsorchester kann sein ganzes Können präsentieren, bietet die Musik sich doch geradezu für ein großes Orchester an. „Les Misérables“ ist durchkomponiert, „Pop-Musik meets italienische Oper“ trifft es Dirigent Schoots auf den Punkt. Bombast-Klang (top der Sound im Theaterraum) zu ergreifender Darstellung macht die Live-Aufführung zu ganz großem Kino.
Die zauberhafte Wietske van Tongeren spielt „Fantine“, eine arme Fabrikarbeiterin, die - um ihr Kind zu ernähren - in allerhöchster Not erst ihre Kette, dann ihr Haar und schließlich sich selbst verkauft. Leider muss sie im ersten Drittel von Akt 1 schon sterben, darf aber „Ich hab geträumt vor langer Zeit“ singen, wohl den schönsten Song des Abends, höchste Töne, Emotion pur und das erste Highlight des Stücks. Ihr Beschützer, der Bürgermeister - bei dem es sich eigentlich um den ehemaligen „Häftling Jean Valjean“ handelt - kümmert sich nach Fantines Tod um ihre Tochter „Cosette“, die Kleine befand sich bei den Thénardiers in Obhut. Dort ist sie - wie Aschenputtel - fürs Putzen zuständig, während Fräulein Thénardier verhätschelt wird. Was für ein Plan des Schicksals, dass sich Jahre später beide jungen Frauen in den selben Mann verlieben….
Und das Schicksal hat auch im wirklichen Leben zugeschlagen, ein echtes Theater-Drama am Premierenabend: Armin Kahl, dem Gärtnerplatz-Publikum durch viele Hauptrollen ans Herz gewachsen, und die Erstbesetzung von Hauptfigur Jean Valjean, musste am Premierenabend nach der ersten Viertelstunde abbrechen, die Stimme - schon leicht angeschlagen - hatte sich von jetzt auf sofort komplett „verabschiedet“ - Rien ne va plus. Bis zur Pause hat Armin die Rolle gespielt, in den Kulissen stand die Zweitbesetzung Filippo Strocchi und hat die Partie gesungen. Respekt! In der Pause wurde Filippo für die Rolle kostümiert und geschminkt und sang als „Valjean 2“ die Vorstellung zu Ende. Armin Kahl saß derweil unglücklich in der Garderobe - so sehr hatte er auf die Premiere hingearbeitet, in der er in dieser anspruchsvollen Rolle brillieren wollte. Seit zwanzig Jahren in vielen Hauptrollen auf der Bühne ist der „Valjean“ einfach etwas Besonderes für jeden Darsteller. „Ich hatte mich so auf die Rolle gefreut, aber ich muss auf meinem Körper hören“, erklärte Kahl auf seiner Fan-Seite. Der Arzt erteilte Auftrittsverbot für die nächsten zwei Wochen und in Windeseile wurde ein dritter „Valjean“ gesucht. Welch Glück, dass Daniel Prohaska - ebenfalls ein Publikumsliebling des Münchner Publikums, aber nicht für die Aufführungen von Les Misérables besetzt - damals in Wien den Valjean gesungen hatte! Er konnte einspringen und nach kürzester Probenzeit übernahm Prohaska und Filippo Strocchi kehrte auf seine Position als „Gefängnisdirektor Javert“, der Gegenspieler von Valjean, zurück.
Nach seiner Zwangspause ist Armin inzwischen wieder fit und genießt jeden Abend den nicht enden wollenden Schlussapplaus - wie auch im Stück gibt’s auch für ihn ein Happy End. Alle Vorstellungen von Les Misérables sind ausverkauft, ein Zusatztermin für Pfingstmontag wurde angesetzt. Mit ein bisschen Glück klappt‘s vielleicht noch mit einem Ticket. Aber Achtung: Taschentücheralarm! Gaby Hildenbrandt
Les Misérables Musical von Claude-Michel Schönberg Gesangstexte : Herbert Kretzmer Deutsche Übersetzung: Heinz Rudolf Kunze Regie: Josef E. Köpplinger Choreographie und Co-Regie: Ricarda Regina Ludigkeit In weiteren Hauptrollen (alternierend): Dagmar Hellberg, Jogi Kaiser, Thomas Hohler, Julia Sturzlbaum, Barbara Obermeier, Merlin Fargel, Matteo Ivan Rasic, Daniel Gutmann Weitere Informationen zu Terminen und Tickets: www.gaertnerplatztheater.de
Fotos: Edyta Dufaj /Ludwig Olah Staatstheater am Gärtnerplatz, Ingrid Grossmann, Gaby Hildenbrandt
Staatstheater am Gärtnerplatz U-Bahn: U1/U2/U7/U8, Station Fraunhoferstraße Im Internet: www.gaertnerplatztheater.de. - Special: Staatstheater am Gärtnerplatz München (mehr) |
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